Christina Haacke liest “Gelbe Blumen für Papa”

Darum geht’s:

Tomke ist acht Jahre alt und lebt mit seiner Mutter und seiner Schwester Nina zusammen. Vor nicht allzu langer Zeit ist sein Vater gestorben. In der Wohnung steht ein kleiner Tisch, auf dem Fotos und ein Strauß mit Blumen stehen. Wenn Tomke es sich aussuchen darf, dann nimmt er immer die mit den gelben Blüten, weil sein Papa die so gern gemocht hat. Ansonsten weiß Tomke nicht so viel. Außer dass sein Vater kurz vor seinem Tod Schnupfen und Husten hatte und dazu sehr, sehr unglücklich war. Er hatte die Depressionskrankheit, wie seine Mutter immer sagt. Was das aber genau bedeutet, das versteht Tomke nicht so richtig. Erst im Laufe des nächsten Jahres beginnt er zu begreifen.

Darum lesenswert:

Eltern wollen meistens nur eines: Ihr Kind vor allem beschützen, was ihm Angst macht oder verunsichert. Wie erklärt man also, dass sich der Vater oder die Mutter umgebracht hat? „Gelbe Blumen für Papa“ behandelt genau dieses Thema: Suizid eines Elternteils. Denn auch wenn wir es oft nicht wahrhaben wollen, es passiert. Mütter und Väter leiden an Depressionen oder anderen psychischen Störungen und sehen keine Hoffnung mehr. Zurück bleiben Partner und Partnerinnen, die selbst traumatisiert sind, aber jetzt vor der Aufgabe stehen, ihren Kindern das Unmögliche zu erklären. Dieses Buch ist ein kleiner Anker, im Strudel der Trauer. Eine Option, es gemeinsam zu lesen, für sich zu übersetzen und Kraft und Antworten daraus zu ziehen. Es ist aber auch für Menschen, die eventuell nicht so nah dran sind, aber verstehen und dadurch helfen möchten. 

„Gelbe Blumen für Papa“ ist ein sehr einfühlsames und ehrliches Buch zum Thema Suizid für Kinder ab 8 Jahre. Die Illustrationen sind modern und altersgerecht und passen sehr gut zum Text. 

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Mutter im Buch nicht immer alles richtig macht. Sie möchte ihren Kindern nicht sofort alles erzählen, stattdessen hält sie Dinge unter Verschluss. Das macht die Geschichte echt und auch nahbar. Aber sie zeigt auch, die Trauer bahnt sich immer ihren Weg. Man kann ihr ein paar Hindernisse in den Weg stellen, aber am Ende muss man sich ihr stellen. Um zu heilen. Als Person und auch als Familie. 

Kurzcheck: „Gelbe Blumen für Papa“

Bester Moment im Buch:

„(…) das war nicht Papa, das war die Depressionskrankheit! Stellt Euch vor, dass Tausend starke Spinnen ein graues, klebriges Netz um Papas Herz gesponnen haben. Und dieses Netz hat alle schönen Gefühle in seinem Herzen erstickt.“

KuL-Lesenswert-Sterne: 4 von 5 

Autor: Chris Paul

Illustrationen: Suse Schweizer

Verlag: Balance Buch + medien verlag

Für wen: Für Kinder ab 8 Jahre

Format: Gebundenes Buch, Querformat

Preis: 17,00 Euro